Böhme Zeitung vom 28.09.2017
Soltau. Die Tastatur und die angrenzende Mechanik sind noch ausgebaut. Auf zwei aneinandergeschobenen Schultischen liegen die Elfenbeintasten, die mit weißem Filz bespannten Hammerköpfe des Flügels in der Aula des Soltauer Gymnasiums. Hans-Friedrich Krumpeter zeigt auf die Konstruktion mit den neuen Holzhämmern, die für den richtigen Ton sorgen: „Das wird wieder ein voller Klang“, sagt der Klavierbauer aus Barsinghausen zufrieden. Was den Unterschied ausmacht? „Der Klang hat mehr Bauch“, schildert er.
Krumpeter hat das Instrument gründlich überholt. Mitte August hatte er den Spieltisch und die Mechanik aus dem Flügel ausgebaut und in seine Werkstattgebracht. Dort hat er die Teile grundüberholt, hat neue Holzhämmer eingesetzt. Rund 11 000 Einzelteile umfasst die Flügelspielmechanik – mehr als bei einem Auto.
Wie nötig die Arbeiten waren, hatte man dem Flügel bereits angehört. „Die Hammerköpfe waren völlig runter, und der Klang war sehr flach“, beschreibt Krumpeter, der das aber gelassen sieht: „Das war normaler Verschleiß.“ Denn das Instrument hat knapp 50 Jahre Dauerbenutzung hinter sich, bei Veranstaltungen, Konzerten und Schulveranstaltungen sowie mittlerweile auch bei fachpraktischen Abiturprüfungen.
Der Förderverein des Gymnasiums hatte den Flügel der renommierten Firma Steinway & Sons 1969 für die damals neu gebaute Aula angeschafft. Was das Instrument damals gekostet hat, ist nicht bekannt. Heute schätzt die Schule seinen Zeitwert auf 60 000 bis 80 000 €.
Musikalisch-künstlerischer Bereich ist ein Schwerpunkt
7000 Euro kostet die Reparatur nach Worten von Oberstudiendirektor Volker Wrigge. Das Geld ist teils über Spenden zusammengekommen, gut 3000 Euro haben die Jugendlichen bei ihrem Sommerkonzert selbst erspielt. Am Gymnasium ist Musik, der musisch-künstlerische Bereich, ebenso wie das naturwissenschaftliche Profil einer der Schwerpunkte. Sechs Musik- lehrer unterrichten am Gymnasium, das zudem mit der Heidekreis-Musikschule kooperiert. Es gibt zwei Bläserklassen im 5. und 6. Jahrgang, in denen die Kinder ein Instrument lernen, gut ein Viertel der 940 Schüler ist über den normalen Unterricht hinaus vom Chor bis zur Big Band engagiert.
Doch auch wenn der Flügel wieder klingt – Wrigge hat noch einen Wunsch: „Nun brauchen wir noch einen neuen Klavierhocker“, sagt er mit Blick auf die mehrfach geflickte und geklebte Sitzfläche des Platzes für den Pianisten
Anmerkung: Der Flügel ist überwiegend durch Spenden finanziert für 14 750 DM vom Förderverein des Gymnasiums angeschafft worden.